



Heimatlose
Seit 2011 finde ich in der Landschaft herumliegende Regenschirme. Die Auffindsituationen lassen vermuten, dass die Besitzer ihre Schirme weggeworfen haben oder der Sturm sie ihnen aus der Hand nahm. Weitere Indizien dafür sind, die Art und Weise, wie ich sie vorfand – oftmals geöffnet – und das alle von den mitgenommenen Schirmen kaputte Streben aufweisen, sie funktionieren nicht mehr, lassen sich nicht aufspannen, nicht schließen – sie können ihre vorgesehene Funktion nicht mehr erfüllen. Die weggeworfenen Schirme schützten ihre Besitzer vor widrigem Wetter, nun liegen sie ausgedient in der Landschaft und erinnern an Blüten. Bevor ich sie ihrer Umgebung entnehme, dokumentiere ich den Fundort. Im Atelier zerlege ich die Fundstücke in ihre Einzelteile. Ich sortiere
sie, wasche den Bezug und bügle ihn. Es sind Tätigkeiten, die möglicherweise bei der Produktion eines Schirmes stattfinden könnten. Ich drehe das ganze um und betreibe eine Art Ritual des vergeblichen Handelns.
Abb.1. aus der Fotoserie Heimatlose, 2011
Abb.2. Verabredung am Montag, Video (Ausschnitt als gif) 2020
Abb.3. Heimatlose, Schirmgestell, Polyesterharz, Metallsockel, 2012 (Pochen-Biennale, Chemnitz, 2020, Foto: Mark Frost)
Abb.4. Gebirge und Kronen, Detail aus Serie von insgesamt sechs Zeichnungen, Bleistift auf Papier, 2021